Tanzschritte | Cake Walk

„Bei der 1. Figur beginnen Herr und Dame den Rundgang um den Saal, die Dame etwas voran, den Kopf über ihre linke Schulter nach dem Herrn wendend und ihn durch eine, mit der rechten Hand graziös erhobene, an einer langen Halskette befestigte Lorgnette musternd. Mit der linken Hand rafft sie ihr Kleid etwas gewagt in die Höhe, der Herr hält die linke Hand gesenkt, während er den rechten Arm mit herabhängender Hand erhebt und die Dame anblickt. In dieser Stellung schreiten sie abwechselnd mit 2 gewöhnlichen Schritten und 2 Wiegeschritten vorwärts. Jeder gewöhnliche Schritt fällt mit einem Taktteil der im 2/4 Takt gehaltenen Musik zusammen, der Wiegeschritt wird so ausgeführt, daß z.B. 1) der rechte Fuß zur 4. Position vorschreitet und degagiert, während auf 2) der linke Fuß im Zurückwiegen abermals das Körpergewicht übernimmt. Diese Schrittzusammensetzung wird 8 mal während 16 Takten ausgeführt.
2. Figur: Nun verändern Herr und Dame ihre Stellung, die Dame läßt Lorgnette und Kleid los, erhebt beide Arme vom Ellbogen an, während die Hände herabfallen, der Herr biegt den Oberkörper stark nach rückwärts, erhebt auch die linke Hand ein wenig, während die rechte Hand in der früheren Stellung verharrt. So setzen sie den Rundgang während der folgenden 16 Takte fort, statt der 2 Gehschritte 2 Laufschritte, statt der 2 Wiegeschritte 2 Wiegesprünge (denselben Schritt in hüpfender Bewegung) ausführend.
3. Figur: Während der folgenden 16 Takte führen Herr und Dame, sich stets auf der Kreislinie vorwärts bewegend, ein eigentümliches balancé aus. Auf 1) erfolgt eine Drehung des Körpers nach rechts auf der rechten Fußspitze, während der linke Fuß graziös den rechten vorne kreuzt. Auf 2) erfolgt dieselbe Drehung nach links, wobei der linke Fuß hinter dem rechten Fuß vorbeistreifend, diesen kreuzt. Auf 1) des folgenden Taktes schreitet der linke Fuß einen Schritt vor, worauf 2) der rechte Fuß sich in der 1. Position anschließt. Diese Schrittzusammensetzung wird 8 mal ausgeführt.
4. Figur: Der Herr führt nun mit beiden Händen vom Handgelenk ausgehende, rollende, dem Rudern ähnliche Bewegungen aus, während die Dame ihre Arme und Hände stets in gleicher Weise wie früher haltend, mit dem Oberkörper kreisende, gleichsam sich windende Bewegungen beschreibt. Beide schreiten hierbei mit hocherhobenen Schritten, deren jeder mit einem Taktteile der Musik zusammenfällt, während der nächsten 16 Takte vor, wenden sich jedoch bei den letzten 4 Schritten gegen die Mitte zu.

5. Figur: Herr und Dame reichen sich die auf Schulterhöhe erhobenen rechten Hände und führen mit 8 Schritten ein tour de main aus. Hierbei beugt der Herr seinen Oberkörper nach rückwärts und hebt die linke Hand in die Höhe, die Dame beugt den ganzen Oberkörper nach links möglichst tief herab, die linke Hand, welche wieder die Lorgnette ergreift, nach abwärts streckend. Ist das tour de main beendet, so führt die Dame, beide Arme mit herabgeneigten Händen erhebend, in 8 Schritten 2 Umdrehungen um sich selbst aus, hierbei die Fußspitzen bei jedem Schritt leicht in die Höhe werfend; der Herr erhebt ebenfalls die Arme in schon bekannter Weise und kreuzt, am Platze verharrend, 8 mal den einen Fuß vor den anderen, bei jedem dieser Schritte eine halbe Umdrehung beschreibend. Hierauf reichen sich Herr und Dame die linken Hände und führen die ganze, 8 Takte in Anspruch nehmende Figur in entgegengesetzter Richtung aus.
Mit der 6. Figur beginnt von neuem der Rundgang mit hocherhobenen Schritten. Die Dame schreitet voran und macht nach je 2 Schritten eine tief knixende Bewegung, welche einen ganzen Takt in Anspruch nimmt, während der Oberkörper sich dem Herrn zuwendet. Letzterer hält die erhobene rechte Hand möglichst steif mit gespreizten Fingern und führt bei jedem Schritte eine Drehung nach der Seite des ausschreitenden Fußes aus (16 Takte).
Bei der 7. Figur, der Schlußfigur (16 Takte,) wird der groteske Anblick des Vorwärtsschreitens mit hocherhobenen Beinen noch dadurch gesteigert, daß beide Tanzenden sich stark nach rückwärts beugen, wobei sich die Dame zur Abwechslung auch in den Herrn einhängen kann.“

(aus: W. K. von Jolizza, Die Schule des Tanzes. Leichtfassliche Anleitung zur Selbsterlernung moderner und alter Gesellschaftstänze, Wien und Leipzig, 1907)